Konzertreihe Sankt Corneli

 
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Sankt Corneli, ein Wallfahrtsort schon vor der Geburt Christi!

Der Weiler Sankt Corneli, schon von Schriftstellern der Romantik zu den schönsten Flecken deutscher Lande gezählt, hat weit mehr als nur ein uraltes Kirchlein zu bieten. Die Gegend wird urkundlich erstmals 1045 genannt, die älteste Nennung der Kirche sowie eines Gutshofes stammt aus dem Jahre 1178. Auf den Mauern dieses Hofes errichtete die Gemeinde Tosters 1774 das neben der Kirche befindliche Mesnerhaus. Das Besondere an diesem Gebäude ist, dass das aus dem 12. Jahrhundert stammende Erdgeschoss noch heute als Wohnraum dient und somit zu den ältesten bewohnten Gebäuden des gesamten deutschen Sprachraumes zählt!

Der Grund, weshalb vor mehr als tausend Jahren das abgelegene Gebiet des heutigen Weilers Sankt Corneli gerodet und ein Kirchlein erbaut wurde, war jener Baum, der seit langem „tausendjährige Eibe“ genannt wird. Von den Kelten als Kultbaum verehrt, ist er der einzige giftige Nadelbaum in unseren Wäldern. Einer alten Sage nach soll die Heilige Maria unter diesem Baum übernachtet haben. Seither wirke eine geheime Kraft im Holz der Eibe und ihre Rinde lindere Schmerzen aller Art. Unzählige Pilger versprachen sich durch die Eibenrinde Linderung ihrer Gebrechen. Der Eibenstamm musste deshalb geschützt werden, weil das häufige Abbrechen der Rinde durch die Pilger dem Baum stark schadete und ein Absterben des Naturwunders zu befürchten war.

Eiben wachsen äußerst langsam, ein großer Stammumfang ist ein sicherer Hinweis auf ein hohes Alter. Für die Bevölkerung von Tosters war die „tausendjährige Eibe“ schon vor 200 Jahren etwas Besonderes. Sie pflanzte deshalb im Jahre 1800 wenige Meter südlich der Kirche Sankt Corneli eine Eibe, damit man durch Wachstumsvergleiche in einigen Jahrhunderten Rückschlüsse auf das wirkliche Alter der „tausendjährigen Eibe“ ziehen könne. Der damals gepflanzte Baum weist heute einen Durchmesser von weniger als 60 Zentimeter auf, im Gegensatz dazu beträgt der Umfang der „tausendjährigen Eibe“, deren Stamm völlig hohl ist, knapp fünf Meter.

In vielen Kulturen wurde die Eibe als heiliger Baum angesehen. Berühren die Äste einer absterbenden Eibe den Boden, schlagen diese wieder aus und bilden neue Bäume. So ist diese Baumart aus menschlicher Sicht unsterblich. Neueste Forschungen belegen, dass Eiben im hohen Alter hohl werden. Wenn wie bei der „tausendjährigen Eibe“ in Sankt Corneli nur noch eine Stammhülle vorhanden ist, kann ein Alter von mehr als 2000 Jahren angesetzt werden. Die „tausendjährige Eibe“ ist somit einer der ältesten Bäume Mitteleuropas und wuchs lange bevor die Kirche von Sankt Corneli erbaut wurde!

Auf der Tostner Burg durchgeführte Grabungen ergaben, dass das Burgplateau schon vor 5000 Jahren bewohnt war. Im Radius von einer Gehstunde finden sich auf dem Schellenberg vier weitere prähistorische Fundstätten, deren Besiedelung um 4000 v. Chr. nachgewiesen wurde.

Viele uralte Eiben in England und Frankreich wachsen auf Friedhöfen, die „tausendjährige Eibe“ in Sankt Corneli ebenfalls. Der Grund ist, dass die Eibe bei unseren keltischen Vorfahren als Kultbaum verehrt wurde. Durch irische Missionare kam der christliche Glaube in unser Land. Die Christen errichteten im Laufe der Zeit an jenen Orten, welche ihren Vorfahren jahrhundertelang heilig waren, ihre religiösen Zentren. Der heidnische Glaube wurde allmählich durch den christlichen verdrängt, die Lokalität der Zeremonien blieb jedoch dieselbe.

Die Bewohner der prähistorischen Siedlungsstätten auf dem Schellenberg pilgerten zu ihrem Kultbaum, der heute „tausendjährigen“ Eibe.
Sie waren somit schon vor der Geburt Christi die ersten Wallfahrer im heutigen Sankt Corneli!

© RAINER BAYER

Die älteste Türe Vorarlbergs

Das neben der Wallfahrtskirche in Sankt Corneli befindliche Mesnerhaus wurde im Jahr 1774 auf den Fundamenten eines verfallenen Gebäudes errichtet, das bereits in einer Urkunde von 1178 erwähnt wird. Neben einer Wohnung für den Mesner diente das Gebäude auch als erstes Schul- haus von Tosters. Laut Maria-Theresianischer Schulreform von 1774 musste jede Gemeinde ein eigenes Schulhaus vorweisen. Für die arme Gemeinde Tosters bot sich die billigste Lösung in Sankt Corneli an, wo Mauerwerk eines Altbaues vorhanden war und dadurch die Baukosten gesenkt werden konnten.

Im Mesnerhaus befindet sich eine außergewöhn- liche Türe, die den Gang des Wohnhauses von dessen Gewölbekeller trennt. Der Dendrochrono- loge Dr. Klaus Pfeifer aus Egg untersuchte sowohl die Türe als auch den hölzernen Türsturz und kam zum Ergebnis, dass der Baum, aus welchem der kleine Flügel innerhalb der Türe geschnitten wurde, um das Jahr 1303 gefällt wurde. Der Türsturz ist noch älter, dieser Baum wurde um 1255 geschlägert.

Die unterschiedlichen Fälldaten lassen Raum für Spekulationen. So ist nicht auszuschließen, dass der urkundlich im Jahr 1178 erwähnte Hof schon damals ein beträchtliches Alter aufwies und um 1255 saniert wurde. Für diese Annahme spricht der Einbau des Türsturzes, die Türe selbst könnte rund 50 Jahre später repariert worden sein. Ungeachtet sämtlicher Deutungsversuche bleibt die Erkenntnis: Die Türe im Mesnerhaus in Sankt Corneli ist die älteste Türe in einem Wohnhaus in Vorarlberg! Möglicherweise ist sie auch die älteste Türe in einem Wohnhaus in Österreich und auch weit darüber hinaus.